Persönliche Erinnerungen an Pfarrer i.R. Peter Becker, geschrieben von Dr. Reinhard Witschke

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Persönliche Erinnerungen an Pfarrer i.R. Peter Becker, geschrieben von Dr. Reinhard Witschke

Persönliche Erinnerungen an Peter Becker 


Begegnet bin ich Peter zum ersten Mal in Bonn im Theologischen Stift, dem Hans-Iwand-Haus, am 14. 11.1979, einem Studentenheim, in dem damals nur Theologiestudenten wohnten. Es feierte an diesem Tag das 125-jährige Jubiläum. Ich hatte von 1963 bis 1965 dort gewohnt. So freute ich mich, das Studienhaus wieder zu sehen. Peter Becker begrüßte mich, sodass mir der Besuch sehr lebendig in Erinnerung geblieben ist.
In Bonn-Mehlem kam er mit Hans-Martin Nicolai und Ferdinand Hackländer zu einem kurzen Kaffeetrinken am 8. Dezember 2021 in unsere Wohnung. Die drei Kollegen hatten sich am Rhein zu einem Spaziergang getroffen. Dies war unsere letzte Begegnung. Bonn war ein für sein Leben bedeutsamer Ort.
Peter Becker hatte in Wuppertal an der Kirchlichen Hochschule 1976 das Theologiestudium begonnen, wechselte 1978 nach Bochum und Bonn. Hier hat er als studentische Hilfskraft bei dem Professor für Neues Testament, Wolfgang Schrage, gearbeitet. Er musste die Korrekturfahnen des Kommentars zum 1. Korintherbrief lesen. Diese Aufgabe verlangte, den Text genau nach Druckfehlern und möglichen Ungenauigkeiten beim Zitieren anderer Bücher durchzusehen. Sein Professor wollte ihn zur weiteren wissenschaftlichen Arbeit ermutigen. Peter Becker nahm diese Möglichkeit aber nicht an. Ihn drängte es, in der Gemeinde tätig zu sein. Die beiden Gemeindepfarrer Friedemann Küppers und Hans-Martin Nicolai begleiteten ihn in Leverkusen-Steinbüchel bei seinen ersten eigenständigen Schritten in der Gemeindearbeit. In Steinbüchel absolvierte er das Schulpraktikum in der Grundschule, das ihm viel Freude bereitete. Nach dem zweiten Examen 1984 wurde er als Pastor im Hilfsdienst in den Gemeindebezirk Baumberg der Kirchengemeinde Monheim eingewiesen. Hier haben wir am 27.Oktober 1984 seine Ordination und am 19.1.1986 die Einführung als Pfarrer in die 5. Pfarrstelle im Bezirk Baumberg der Kirchengemeinde Monheim gefeiert. Als Superintendent des Kirchenkreises Leverkusen habe ich beide Gottesdienste geleitet. Peter Becker und Peter Ufer, der schon seit 1974 als Pfarrer in Baumberg wirkte, haben sich die Gemeindearbeit aufgeteilt und jeweils eigene Akzente zu setzen versucht. Peter Becker hat sich besonders für den Kirchlichen Unterricht interessiert. Die Kreissynode Leverkusen wählte ihn zum Synodalbeauftragten für den Kirchlichen Unterricht, der den Kontakt zum Pädagogisch-Theologischen Institut in Bad Godesberg pflegen und Fragen des KU in die Pfarrkonvente einbringen sollte. Gemeinsam sind wir oft in das Pädagogisch-Theologische Institut nach Bad Godesberg gefahren. Wir wollten neue Ideen und Anregungen für den eigenen Kirchlichen Unterricht lernen, um den Unterricht interessanter und lebendiger durchführen zu können. Diese gemeinsamen Fahrten nach Bad Godesberg mit den Anregungen, die wir dort aufgenommen und nach Monheim mitgenommen haben, festigten unsere kollegiale Zusammenarbeit in Monheim. In Monheim organisierte Peter Becker zum ersten Advent, dass viele kleine Spardosen für Brot für die Welt in der Gemeinde verteilt wurden. Ihr Ertrag kam einem Spendenprojekt für Brot für die Welt zugute, das wir jährlich festgelegt hatten. In den Gemeindehäusern hingen immer wieder neue Plakate von Brot für die Welt aus, die die Gemeindeglieder über Ziele und Projekte von Brot für die Welt informierten. Zu diesem Einsatz für Brot für die Welt kam bald sein globales Engagement in der Partnerschaft des Kirchenkreises Leverkusen mit dem Kirchenbezirk Lukajange der Karagwe Diözese der Evangelisch Lutherischen Kirche hinzu. So weitete sich sein Erfahrungsraum immens. Lokales und globales Engagement bildeten die Grundlage seiner theologischen Existenz. Er entwarf Modelle für Partnerschaftsgottesdienste zum Beispiel einen Gottesdienst zum Thema AIDS, der in dem Magazin 15 Jahre Partnerschaft Kirchenkreis Leverkusen – Lukajange Distrikt veröffentlicht ist. Dieses Magazin listet sehr anschaulich die Anfänge und die Besuche der Delegationen aus Tanzania in Leverkusen und der aus Leverkusen in Tanzania auf. 1993 reisten Anne und Peter Becker sowie Viktor Wendt als neu gewählter Superintendent mit seiner Frau Dr. Irmgardt Wendt mit Carmen Hintze und Michael Dahmen als Verantwortliche der Jugendarbeit im Kirchenkreis nach Lukajange.1997 nahmen Peter Becker und Viktor Wendt an der Einführung von Nelson Kazoba als Bischof der Karagwe- Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tanzania teil und 2001 bei der Einführung des Dean (Superintendenten) mit Dr. Eberhard Löschcke. Viermal hat Peter Becker den Kirchenkreis Lukajange besucht. Immer wieder haben Anne und Peter Becker Gäste aus Tanzania aufgenommen. Noch im Ruhestand ab 2018 hat er sich für die Partnerschaftsarbeit eingesetzt.
Peter Becker nahm an den regelmäßigen Treffen des synodalen Pfarrkonventes und den Fortbildungen, die oft mit den Ehefrauen in Rengsdorf im Haus Hermann von Wied stattfanden, teil.
Neben dem Pfarramt pflegte Peter Becke intensiv seine Anhängerschaft für Bayer 04 Leverkusen. Die Deutsche Meisterschaft mit seinem Verein zu feiern, war ihm leider nicht vergönnt. Er hielt ihm auch als „Vizekusen “ die Treue, als Bayer 04 nicht Meister, sondern nur Zweiter wurde.
Neben dem mehr öffentlichen Engagement schrieb er regelmäßig zu Geburtstagen oder zu Weihnachten und dem Jahreswechsel einen Gruß. 
Mit Datum vom 28.12.21 erhielt ich einen Gruß, in dem er mitteilte, dass das Presbyterium ihn und seine Frau gebeten habe, Gottesdienste an Heiligabend zu halten. Ich denke, diese Bitte wird ihn gefreut haben. Es ist wohl der letzte Gottesdienst, den er in „seiner Friedenskirche“ gefeiert hat. Die Friedenskirche mit seiner bildhauerischen Architektur wurde ihm zum geistlichen Zuhause, bis er am 23. September 2018 nach fast 35-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet wurde. 
Am 1. November 2009 haben wir in einem gemeinsamen Gottesdienst sein 25. Jähriges Ordinations- und Ortsjubiläum gefeiert. Hinter ihm lag ein mehrwöchiger Krankenhausaufenthalt, in dem er sehr viel Gottvertrauen erlebt hat. Auf seine Bitte hin habe ich einen persönlichen Segensspruch über ihn gesprochen. Ich habe mich über die Anregung, mit ihm diesen Gottesdienst zu feiern, sehr gefreut. Es ist ja nicht selbstverständlich und auch nicht unser Verdienst, wenn es uns, die wir mit der Ordination zum öffentlichen Predigtamt berufen sind, geschenkt wird, über Jahre hinweg Gottes Wort zu verkündigen. Für diese gemeinsamen Zeit in Monheim, in der wir Mitte der achtziger Jahre bis zu zehn Theologen und Theologinnen tätig waren und einen freundschaftlichen Kontakt auch zu unseren katholischen Amtsbrüdern gepflegt haben, bin ich sehr dankbar. Peter und Anne Becker haben diese Gemeinschaft gefördert. Dafür sei ihnen herzlich gedankt.
Mit den 35 Jahren der Tätigkeit in Baumberg als Pfarrer der Kirchengemeinde Monheim und seinem Vikariat in Steinbüchel ist er der einzige, der als Pfarrer in Monheim gewirkt und bis zu seinem Tode in Monheim gelebt hat. Für ihn dürfen wir die Worte aus dem 2.Timotheusbrief 4,7 sprechen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten.“


Dr. Reinhard Witschke

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